Mein Weintipp im Mai hat direkt mit meinem persönlichen Highlight 2020 zu tun: die Neuanlage meines Weinbergs mit 2 hochwertigen Riesling Klonen, die im April unter biodynamischen Bedingungen gesetzt wurden. Auch die Bearbeitung der Junganlage, und der immer noch jungen Reben, erfolgt biodynamisch. Für mich, als Kölnerin, ein aufregendes Projekt.
Was mich besonders am Riesling fasziniert, ist die Vielfalt beim Ausbau. Ich hatte damals die vage Vorstellung im Kopf, dass sich die beiden Klone in ihrer Aromatik ergänzen: das eine ist eher klassisch auf hohem Niveau und das andere deutlich fruchtbetonter. Die Traube ist klein- und lockerbeerig, was wichtig ist, um hohen Pilzdruck zu vermeiden. Die Lage des Weinbergs ist fantastisch, von Mauern aus Sandstein umgeben, in Waldnähe und trotzdem luftig und mit einem Sonnenspiel, das im Hochsommer nicht nur brennt, sondern sich im Laufe der Jahreszeiten durch die Nähe zum Hambacher Schlossberg stark verändert.
Zwischen den Zeilen wird jedes Jahr eine blühfreudige und Insekten freundliche Gründüngung gesät. Das Bodenleben ist vielfältig und die Anzahl der größeren und kleineren Tiere überwältigend. Gefühlt ist fast die gesamte Vogelwelt anwesend. Gerade als die Reben noch sehr klein waren, hatte ich die Befürchtung, dass die Feldhasen, die oft auf eine Mümmelrunde vorbeikommen, sich an den zarten Trieben sattessen könnten, aber sie waren sehr rücksichtsvoll. Wir haben ihnen in der wilden Ecke unseres Grundstückes genug Klee stehen gelassen, den sie viel köstlicher finden. Das ist doch ein Super-Deal, wie ich finde.
Heute stelle ich euch das Ergebnis der 22er Lese vor, immerhin 1.250 Flaschen wundervoller Riesling. Die Trauben wurden nach der Lese nur vorsichtig angepresst und blieben dann 8 Stunden auf der Maische stehen, bevor sie richtig abgepresst wurden. Zuerst lag der Wein knapp 8 Monate im Stahltank. Er ist spontan vergoren, hat im Winter eine Pause gemacht und ist dann im Frühjahr 2023 durchgegoren. Danach haben wir ihn als Drittbelegung ins Holz gelegt, in dem auch vorher schon Johannes‘ Scheurebe Fumé lag. Der Wein hat einen BSA durchgemacht, was eher ungewöhnlich ist für einen Riesling, aber das ist ihm gut bekommen. Ende August letzten Jahres haben wir ihn mit einigen Freunden probiert und wir waren alle begeistert. Er durfte noch weiter im Holz reifen und seine Aromen entwickeln, bis er im Dezember abgefüllt wurde. Auch die knapp 4 Monate auf der Flasche haben ihm sehr gutgetan, seine besondere Aromatik überrascht mich immer wieder von neuem.
Der nächste große Schritt war für mich, meinen Riesling zu einem großen, internationalen Weinwettbewerb nach Frankreich zu schicken: zum Concours International de Lyon, wo er mit einer Goldmedaille bewertet wurde.
Der Voll·Mond·Stein ist komplex…dicht und harmonisch, man schmeckt Kräuter und reife, gelbe Früchte, ein Hauch von getrockneter Aprikose, ein wenig Honig und eine angenehme, gut eingebundene Säure. Am besten nimmt man sich beim ersten Mal Zeit, um den Wein in Ruhe zu genießen und seine vielschichtige Aromatik zu entdecken. Als Essensbegleiter passt er gut zu hellem Fleisch und vegetarischen Gerichten.
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